Freundschaft 2.0
Seelenverwandte aus dem Netz
Freundschaft ein schönes Thema – ein großes und manchmal auch trauriges Thema, aber ich packe es mal an und analysiere die gigantische Metaebene der zwischenmenschlichen Beziehungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In der heutigen Welt hat man hunderte von “Freunden” in den sozialen Netzwerken, doch wie ernst kann man diese Bindungen sehen? Andere Menschen haben ständig ihre “Besten” um sich und fühlen sich trotzdem total einsam.
Also fangen wir doch damit an was Freundschaft überhaupt bedeutet.
Was ist Freundschaft?
Definitionen: Freundschaft, die
Wortart: Substantiv, feminin
Ich war schon in der Situation, da hab ich nur noch gesagt dass ich keine Freunde brauche und erst recht keine haben will. Aus reinem Selbstschutz, muss ich dazu sagen. Da dieser Gedanke für Menschen wie mich natürlich absolut sowas von unumsetzbar ist, musste ich wieder lernen was wahre Freundschaft bedeutet und warum wir ohne sie nicht leben können.
Natürlich gibt es auch Einzelgänger jedoch sind die meiner Meinung nach nie wirklich glücklich. Wie bei allem in meinem Leben differenziere ich auch beim Thema Freundschaft und soziale Kontakte, denn nur durch diese für mich klare Struktur kann ich Prioritäten setzen und jedem so gerecht werden wie angebracht.
Jeden als Freund zu betiteln ist unrealistisch, falsch und zeugt von schlechter Menschenkenntnis oder dem surrealen Glauben an das Gute in jedem Menschen. Jetzt aber keine Angst, nein auch ich habe Freunde und zwar wundervolle Freunde – und vor allem auch Menschen die mich verstehen und auf die ich mich verlassen kann. Aber es bringt halt nix wenn ich hier nur über das blaue vom Himmel schreibe
- Bester Freund oder Beste Freundin Bro/Kumpel
Feierfreunde –Bruder im Geiste –Seelenverwandte –Einer aus der und der Gruppe , eine aus der und der Gruppe-Leidensgenossen –Freund oder Freundin - Bro / Kumpel
- Feierfreunde
- Bruder im Geiste
- Seelenverwandte
- Eine / Einer aus der und der Gruppe
- Leidensgenossen
- Freund oder Freundin
- Bekannte / Bekannter
- Gute Bekannte / guter Bekannter
- War mal ein Freund / eine Freundin
- Ehemalige Bekannte / ehemaliger BekannterEine/Einer von Facebook –Berufliche Kontakte –Freundschaftliches Berufsverhältnis-Freundes Freunde –Alltagsbekanntsschaften
- Eine / Einer von Facebook
- Berufliche Kontakte
- Freundschaftliches Berufsverhältnis
- Freundes-Freunde
- Alltagsbekanntsschaften
Differenzieren!
Das sind so grob die Unterscheidungen, die ich mache und die vielleicht jeder machen sollte. Man muss nicht so differenzieren wie ich, aber ein wenig schadet sicherlich keinem. Alle diese Titel sind ja auch irgendwie schwammig. Sie können sich überschneiden, ergänzen und von einem zum anderen werden.
Ich pflege meine Freundschaften. Bin da wenn man mich braucht. Ich versuche aktiv zu helfen, kann aber auch einfach stundenlang zuhören. Meine Freunde wissen wer ich wirklich bin und akzeptieren mich mit all meinen Macken. Ich brauche meine Freunde und meine Freunde brauchen mich. Das ich krank und dadurch oft eingeschränkt bin können meine Freunde verstehen und agieren auch dementsprechend.
Freundschaften kosten Kraft und sollten nie mehr Energie verbrauchen als man aus ihnen bekommt – wie immer das auch aussehen mag. Dass es Phasen gibt wo einer mal mehr gibt als der andere ist ja normal und irgendwie auch logisch.
Zwischenmenschlichkeit in digital
Ich denke das Thema Freundschaft an sich wurde schon so oft aufgegriffen und vieles würde sich jetzt auch einfach wiederholen. Deshalb werde ich mich jetzt mit der Freundschaft 2.0 und den Seelenverwandten aus dem Netz beschäftigen.
Die Menschen die mich wirklich verstehen, habe ich beinahe alle im Internet kennen gelernt. Auf der Suche nach Gleichgesinnten habe ich sie gefunden: Meine Seelenverwandten, meine Denker, meine vom Leben nicht verwöhnten Leidensgenossen und Menschen, die meine Ideologien und Vorstellungen von der Welt teilen. Sie sind zwar rar gesät und dennoch gibt es sie – überall verteilt in Deutschland und der Welt.
Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn man sich nicht persönlich kennt – denn Verständnis, Herz, Verstand, Empathie und Menschlichkeit erfordern kein Real-Life-Treffen. Echter und tiefer könnten diese Bindungen kaum sein. Ich glaub ich hab auch kapiert warum das so ist.
Wer suchet, der findet
Ein altes Sprichwort und doch so wahr, denn wer nach Menschen mit ähnlichen Erfahrungen oder Einstellungen sucht ohne Verpflichtungen eingehen zu wollen, der wird gerade und vor allem im Internet fündig. Im Schutz von vermeintlich räumlichem Abstand und der Möglichkeit auf Anonymität fühlen sich viele in ihre Kommunikation einfach sicherer als in einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Natürlich gibt es auch dabei schwarze Schafe, aber wo gibt’s die nicht? Wer garantiert dir, dass der Kerl in der Disco ein guter ist? Genau Niemand!
Wenn ich mit meinen Freunden aus dem Netz schreibe, dann lache, weine, freue und leide ich genauso mit wie ich es auch bei persönlichen Treffen tue. Und was bedeutet hier überhaupt persönlich? Wenn man mir schreibt oder manchmal auch telefoniert und ich mir all das traurige und wütend machende – gerade von anderen Patienten – zu Gemüte führe, dann ist das sehr, sehr persönlich und tief.
Ich vertraue mich diesen Menschen ebenso an und kann ohne drüber nachdenken zu müssen all meinen Sabines, Katjas und Katharinas unverblümt erzählen, was ich gerade denke – und zwar immer.
Für kranke, behinderte und auch für zeitlich eingeschränkte sowie für Soziophobiker ist das Netz oft die einzige Chance auf geistigen Tiefgang, soziale Kontakte oder für Austausch und Selbsthilfe. Und selbst der schüchternste Mensch ohne Selbstvertrauen und voller Ängste mit einer vielleicht nicht so tageslichttauglichen Optik, findet im Netz Kontakte und sogar Freunde.
Fazit:
Es macht keinen Unterschied wie oft man sich sieht oder wie häufig man Kontakt hat – Viel wichtiger ist doch die Qualität dieser zwischenmenschlichen Beziehungen, und dabei ist es nun wirklich egal ob man sich grade in die Augen schauen kann oder nicht. Echte Freunde merken anhand wie du schreibst und redest wie es dir wirklich geht. Dafür brauch man sich nicht sehen.
Haltet fest an euren echten Freunden. Seit euch immer bewusst, dass jede Art von Beziehung aus Arbeit besteht und genießt die Tatsache nicht alleine zu sein. Ohne Freunde geht es nicht und das ist auch voll in Ordnung.
Euer Stephan
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