Liebe Leser/innen,
bitte nehmt mir diesen Beitrag nicht übel sondern lest zuerst, was ich meine. Ich muss einfach wieder mal meine große Klappe aufmachen, sonst platze ich bald – und diesen Fleck will keiner freiwillig weg machen. Wo kommt eigentlich dieser Massenhype zum Thema »Selbstliebe« her? Jeden Tag lese ich ungewollt neue Schlagzeilen und Beitragsvorschläge über ein und das selbe Thema: Finde zu dir selbst; Lieb dich so wie du bist; Denk doch mal an dich; Was dir im Leben fehlt; und so weiter… Es sprudelt quasi aus allen pseudotherapeutischen, selbstphilosophischen Erkenntnis-Töpfen, beziehungsweise Köpfen. Plötzlich soll das Leben schön sein, wenn man sich doch nur endlich selbst lieben würden täte, wollen würde… Ich könnte kotzen – und ja wirklich, mir wird schlecht, wenn ich ständig lesen muss, was in meinem Leben schief zu laufen scheint und wie einfach doch der Wandel des Ganzen in mir selbst zu finden wäre, würde ich mich doch endlich nur mal ganz dolle selbst lieb haben.
Selbstakzeptanz ist doch viel wichtiger!
Ist es also wirklich sinnvoll den Gedanken von »Ich hab mich selbst lieb« zu verbreiten oder wäre es nicht besser, zu sagen »akzeptiere dich so wie du bist«?! Die Akzeptanz seines eigenen Selbst ist meiner Meinung nach die Essenz, die Perfektion, die Krone, ja sogar das Wünschenswerteste was eine menschliche Existenz erreichen kann. Mit sich selbst im Reinen zu sein. Aufhören sich ein in menschengemachte Schubladen wie »Gut und Schlecht« zu kategorisieren. Es ist wie es ist und wenn du es nicht ändern kannst, sollte es dich nicht noch zusätzlich belasten. Es ist ja schließlich wie es ist und du kannst nichts tun, außer es hinzunehmen und weiter zu machen. Sei kritisch zu dir selbst, aber im Sinne von Reflektion – und bewerte es nicht! Wenn du mit dem Ergebniss nicht zufrieden bist, dann versuche es beim nächsten Mal eben anders zu machen. Hast du keine Chance für ein nächstes Mal, dann kannst du es nicht ändern. Egal wie viel negative Emotionen du auch durchlebst, es wird sich nicht mehr ändern.
Du darfst!
Es ist erlaubt traurig zu sein. Es ist völlig legitim gefrustet oder wütend zu sein, denn dafür gibt es ja Gründe. Ja, das Leben ist manchmal sehr unfair und manchmal ist man auch richtig unglücklich.
Dann aber bitte bewusst und mit ganzem Herzen. Diese Gefühle gehören zu dir und machen dich menschlich. Die meisten Menschen habe Angst davor sich verletzlich zu machen, wenn sie ihre Emotionen zulassen. Immerhin sind das die intimsten Sorgen und Ängste – sowas lässt man nicht einfach raus! Aber was raus muss sollte schnellstens auch raus, sonst läuft das Fass über. Nervenzusammenbruch, Burn-Out, Depressionen, Angststörungen – Leben im Arsch!
Also lass es raus und schaffe dir ein sicheres Setting. Vertrau dich einem geliebten Menschen an oder einer neutralen Person der du vertraust und lass Alles raus. Höre Musik, weine und schreie, schreibe auf was dich belastet und verbrenne das geschriebene. Lass dich auch einfach mal in den Arm nehmen und fluche. Dann atme tief durch, mach dir bewusst, dass dieser Teil deiner Persönlichkeit zu dir gehört, seine Daseinsberechtigung hat und einfach ab und an mal selbst nach »Draußen« will. Dann mach einfach weiter – es geht immer weiter.
Und Ich
?!
Ich selbst habe mich so ziemlich akzeptiert wie ich bin und dafür muss ich mich nicht lieben. Es gibt vieles was mir an meinem Körper nicht passt. Erstens bin ich zu klein und hab durch den Gewichtsverlust von 40 Kilo doppelt soviel Haut wie Stephan drin steckt. Meine Ohren mag ich auch nicht. Ach ja ganz wichtig: Ich bin ja krank, ähm sogar schwerbehindert und, oh ja, ich kümmer mich um meine blinde Mama. Meine Vergangenheit ist Mülltonnenfutter und irgendwie hab ich ziemlich derbe einen an der Waffel. Aber hey, ist okay – andere Sachen gleichen das bestimmt wieder aus und wie ich in diesem Beitrag nun schon so oft erwähnt habe »Wenn ich es nicht ändern kann, muss es mich auch nicht belasten«. Ich muss mich nicht selbst lieben. Es gibt mir viel mehr Kraft, wenn andere mich mögen wie ich bin. Wenn sie mich verstehen und meinen andersartigen Gedankengängen folgen können.
Wenn sie akzeptieren, dass ich nicht immer so kann wie ich gern würde oder wie es von mir erwartet wird und mir zu verstehen geben, dass ich genauso wie ich bin ganz in Ordnung zu sein scheine.
Und wie seht ihr das Alles ?
Schreibts in die Kommentare
Euer Stephan