Gutes Geld für Alternativmedizin?
Heute mal ein kleiner Kommentar, der uns in Anbetracht von Beobachtungen die wir in letzter Zeit wieder vermehrt machen müssen, einfach angebracht scheint…
Mal eine Frage: Wieso fühlen sich Anhänger der »Alternativmedizin« eigentlich immer direkt angegriffen, wenn sich wissenschaftliche Studien ihrer Themen annehmen? Einige Methoden sind dadurch doch überhaupt erst als medizinische Anwendung wahrgenommen worden und sind zurecht in die medizinische Praxis eingezogen – so wie etwa die Akupunktur.
Überhaupt fragen wir uns, worin der Sinn liegt, wirksame Heilmethoden (so werden sie ja dann auch unter vorgehaltener Hand beworben) als quasi Geheimwissen hinter geschlossenen Türen oder in verschlossenen Online-Gruppe zu vermitteln. Klar, es kommt dann wieder der Hinweis auf das »System« und das es einfach nicht gewollt ist, dieses geheime Wisse zu verbreiten, weil man damit kein Geld verdienen könne. Trotzdem verdienen diejenigen, die es in ihren verschlossenen Räumen anwenden, an ihren ausgewählten Kunden ein ziemlich gutes Geld – sehr viel mehr als die meisten richtigen Mediziner an einem Patienten verdienen würden.
Natürlich sind im Rahmen der wissenschaftlichen Betrachtung auch Verfahren als unwirksam bzw. nicht wirksamer als ein Placebo entlarvt (oder besser gesagt oft ja durch eine ernsthafte Beschäftigung mit den Hintergründen überhaupt erst klassifiziert) worden. Aber gleichzeitig ist auch bekannt, das der Placeboeffekt als solcher eine psycho-neuroendokrin-immunologische Auswirkung entfalten kann, der durchaus einen sehr positiven Einfluss auf die Wirkung anderer Behandlungen hat (und umgekehrt auch die Nocebo-Effekt als negative Grundstimmung gegen eine Behandlung entsprechend negative Auswirkungen auf die eigentliche Wirkung besitzt).
Worin liegt also die Angst der »Alternativmediziner«? Geht es wirklich darum, dass zu Unrecht im verborgenen gehaltenes Heilwissen vom System und dem Establishment zugunsten der Konzerne unterdrückt wird, oder ist es doch eher die Befürchtung, dass die von ihnen unsachlich als Heilmittel ausgegebenen Praktiken und Präparate als schlichter Placebo ohne echte eigene Wirkung entlarvt werden und ihre Kunden dadurch nicht mehr bereit sind Wucherpreise für etwas zu bezahlen, dass sie auch auf andere Art günstiger bis kostenlos bekommen könnten?
Wer immer noch daran Glauben möchte, dass etwa Homöopathie ihm hilft, der darf das ja auch gerne tun – kann ja auch durchaus sein, das es für ihn oder sie eben der individuelle Placbo-Auslöser ist, den er braucht – aber ein für jeden hilfreiches ergänzendes Arzneimittel oder gar ein allgemeingültiges Heilmittel wird es dadurch eben nicht. Wieviel man sich diesen Placeboeffekt dann kosten lassen möchte ist natürlich jedem selbst überlassen… aber warum sollte man hunderte Euros im Jahr ausgeben, wenn man den gleiche Effekt auch ohne unseriöse alternativmedizinische Präparate und Verfahren bekommen kann – etwa durch einen Yoga-Kurs mit Freunden, japanische Tee-Zeremonien oder Meditation.
Übrigens: Wieso ist DAS Verkaufsargument bei vielen nicht anerkannten Arzneien eigentlich so oft, das die böse Pharmaindustrie da eben nichts dran verdienen würde und es deswegen nicht bekannter gemacht wird? Wir wollen nicht sagen, dass im Bereich der Pharmaindustrie alles gut und toll ist, aber ganz ehrlich: verdient an den »Alternativen« die verkauft werden etwa keiner etwas? Möchte der Anwender einer nicht anerkannten Methode nicht auch einen Obolus von seinen Kunden für seine vermeintlichen Bemühungen?
Wenn etwas Hand und Fuß hat, dann müsste doch auch kein Vertreter dieser Ansichten Angst davor haben, dass sein Präparat oder seine Methode einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen wird. Wenn eine Studie über ein Verfahren darlegen kann, das statistisch (und im Idealfall eben auch signifikant) mehr Wirkung erkennbar ist als beim reinen Vergleichsplacebo, dann ist das doch der Beleg den sich ihrer Verfechter immer für die Alternativmedizin wünschen. Im Übrigen würde auch niemand den Aufwand einer Studie und die damit einhergehenden Kosten betreiben, wenn nicht zumindest ein geringe Aussicht auf ein positives Studienergebnis vorliegt – reine Falsifizierungsstudien um verborgenes Geheimwissen zu unterdrücken wären auch für das “Establishment” angesichts der unglaublichen Menge von zum Teil frei erfundenen Thesen einfach viel zu teuer.
Aber bleibt dieser Beleg aus, zeigt sich ein Mittel als eben nicht wirksam, wird entweder argumentiert, dass Studien kein echter Beweis sind, das die Studienurheber voreingenommen oder sogar gekauft waren, oder gar das Medizin nicht statistisch betrachtet sondern im Einzelfall gesehen werden muss – ein Einzelfall der aber dann von der Alternativmedizin wieder mit den selbst deklarierten allgemeingültigen, nicht belegbaren Mitteln und Verfahren behandelt wird – irgendwie ein WIderspruch in sich.
Wenn man da mal drüber nachdenkt, sich diesen Argumentationskreis vor Augen hölt, dann schleicht sich uns zumindest folgende – nennen wir es mal Ahnung – auf: Eine Lüge wird gedeckt durch eine Lüge zur Wahrheit deklariert die sich gegen die Lügen der anderen wehren muss. Vielleicht ist auch gerade das der Grund, warum so viele Alternativmediziner Vertretern von Verschwörungstheorien nahe stehen oder selbst diesen Theorien erlegen sind (Wir kennen da selbst so ein Beispiel…).
Das alte Sprichwort »Wer heilt hat Recht.« ist in seiner ursprünglichen Form aber in der heutigen Zeit einfach nicht mehr zutreffend, richtiger müsste man wohl sagen »Wer nachweislich, belegbar und wiederholbar heilt, der hat Grund zur Annahme, Recht zu haben«.
Euer Jens
PS: Übrigens bitte an dieser Stelle nicht Alternativmediziner mit Heilpraktiker gleichsetzen. Es gibt unter Ärzten wie unter Heilpraktikern schwarze Schafe, weswegen wir den Begriff Alternativmedizin an dieser Stelle für all jene Verfahren, Präparate und Anwender verwenden, welche sich nicht der wirksamen Medizin zuordnen lassen – denn wenn Medizin wirkt ist es Medizin, egal ob sie aus Aspirin oder Silberweidentee entspringt.