Die Alltagsmacher zu Besuch bei CSL Plasma in Kiel
Wir wurden eingeladen das CSL Plasmacenter in Kiel zu besuchen, um vor Ort mit den Mitarbeitern zu sprechen. Hintergrund solcher Besuche ist, dass ich nun mal ein Immundefektpatient bin und mein Leben von einem Medikament, welches aus Blutplasma gewonnen wird, abhängig ist.
Wer kann also besser ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Arbeit im Spendebetrieb schaffen, als jemand, dessen Leben davon abhängt?!
Für mich als Betroffener sind solche Einladung immer sehr wichtig. Es geht mir nicht nur darum die Mitarbeiter zu motivieren, sondern eben auch ganz besonders um das Danke sagen im Namen jener Patienten, sozusagen als deren Sprachrohr, mit welchen wir regelmäßig in Kontakt stehen. Das schöne ist, dass mir auch jedes Mal wenn ich in einem Center bin, die Möglichkeit eingeräumt wird mit Spendern zu sprechen. Diese Besuche haben einen Mehrwert: für die Mitarbeiter, für Spender und auch für mich persönlich.
Es geht los…
Bei diesen Terminen reisen wir immer gerne einen Tag früher an. Das macht auch Sinn, denn so ist es entspannter für alle Beteiligten, und auch meine Gesundheit bleibt geschont. Zudem kann man so vorab schon Mal die Örtlichkeiten erkunden und sich gegenseitig beschnuppern.
So durchquerten wir bequem mit der Bahn NRW, Niedersachen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein bis wir gegen 12 Uhr in Kiel angekommen waren.
Nebenbei erwähnt: Die Unterbringung war einfach der Hammer! Es wird wirklich immer sehr darauf geachtet, dass ich mich wohl fühle und es war generell einfach toll. Man geht aus dem Bahnhof raus, guckt frontal aufs Hotel und nach rechts direkt aufs Wasser. Und es war warm – Oh mein Gott, es war Sonne pur.
Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, begaben wir uns auf den Weg ins kieler Plasmacenter wo man auch schon auf uns wartete. Ist schon komisch, wenn man rein kommt (in den laufenden Betrieb) und alles einen anschaut. “Ah Sie werden schon erwartet!” – wird man dann von den Mitarbeiterinnen am Empfang begrüßt.
Es folgte ein toller Tag, den wir mit der Centermanagerin Gesine Lamp verbracht haben.
Ob Brasilien oder Kalifornien, der Norden ist wunderbar. Wir wurden verköstigt und hatten sogar die Zeit für einen Strandspaziergang. So war schon der Anreisetage einfach nur großartig. KO aber zufrieden und mit leichtem Sonnenbrand sind Jens und ich dann irgendwann ins Bett gefallen.
Der Tag der Wahrheit
Nach einem sehr guten Frühstück haben wir unsere Sachen gepackt, ausgecheckt und uns dann auf den Weg Richtung Center gemacht. Flux noch schnell was Süßes für die Mitarbeiter besorgt und dann waren wir auch schon da.
Kiel hat ein wirklich schönes Plasmacenter. Es ist irgendwie gemütlich. An der Wand hängen Fotos der Dauerspender mit vielen drei- und auch vierstelligen Spenderekorden. Ich meine, wenn Menschen über 1000 Mal in das selbe Center kommen um Plasma zu spenden, spricht das sehr für das dortige Team!
Centermanagerin Gesine Lamp und ich, vor uns um die 30 Mitarbeiter/innen, Jens an der Seite mit Kamera und alle Blicke auf mich gerichtet. Nachdem ich uns vorstellte stiegen wir langsam mehr und mehr in die Thematik “Leben mit Immundefekt” ein – Ich berichtete über Behandlungsmöglichkeiten, Krankheitsbilder und Defizite in der Versorgung von PID-Patienten.
Für mich ist es immer ziemlich emotional von meiner Krankengeschichte zu erzählen, aber ich denke, ich konnte die Infos doch verdaubar verpacken.
Ganz offen und ehrlich wurden mir Fragen gestellt. Die Kieler Mitarbeiter haben wirklich sehr aufrichtig ihr Interesse gezeigt, ihr Bedauern über mein Schicksal bekundet und sind auf eine sehr menschliche Umgangsweise auf meine Lebensgeschichte eingegangen.
Mit im „Publikum“ saßen natürlich auch die Transfusionsmediziner des Centers. Als irgendwann die Frage einer Mitarbeiterin aufkam, ob ich denn nicht unglaublich sauer auf die Ärzteschaft sein müsste, begann eine rege sowie interessante Diskussion.
Hier muss ich zugeben, dass ich immer ziemlich kritisch mit der Ärzteschaft ins Gericht gehe.
Was ja auch definitiv seinen Grund hat und mir durch die gemachten Erfahrungen einfach zusteht. Auch wenn die Ärztinnen und ich bei der „Schuldfrage“ nicht so ganz auf einen Nenner gekommen sind, muss ich an dieser Stelle sagen: Alleine die Tatsache, dass sich die Ärzte an der Diskussion beteiligt haben, spricht sehr für sie.
Einig wurden wir uns auf jeden Fall darüber, dass die Krankenkassen und die Bundesärztekammer viel mehr in die Pflicht genommen werden müssen wenn es um die Versorgung von PID-Patienten geht.
Nach etwa 90 Minuten beendeten wir die große Runde, indem wir Frau Gesine Lamp, stellvertretend für alle Mitarbeiter, unsere Alltagshelden-Urkunden überreichten. Eine kleine Anerkennung im Namen aller Patienten und deren Angehörigen, die dankbar für die tägliche Arbeit und Leistung dieser tollen Mitmenschen sind.
(Das uns auch hier wieder ganz offen Einblicke in die Arbeitsweise gewährt wurde, dürfen wir natürlich auch nicht verschweigen.)
Das war’s aber noch nicht!
Kaum war die Runde aufgelöst, stand ein Trüppchen bewegt lächelnder Mitarbeiterinnen um mich herum – und da hat man gemerkt, dass im kleinen Kreis sich dann eben doch noch mal mehr getraut wird zu fragen. Ich habe sehr viel Zuspruch bekommen und bin echt begeistert wie hoch das Interesse der Anwesenden war.
Anschließend wurde das Center wieder für den Spendebetrieb geöffnet und wir gönnten uns eine kleine Pause in der Sonne.
Ich nutzte die folgende Zeit für ein persönliches Gespräch mit einer Neuspenderin. Diese erzählte mir, dass sich in ihrem Freundeskreis viele fragen, was eigentlich mit den Spenden passiert und sie nun durch mich ja die Antwort kennt.
Es war zwar nun eher Zufall, aber ich hab die Chance genutzt um gleich dafür zu sorgen, dass diese nette, junge Frau wiederkommt.
Dann konnte ich auch noch meinen persönlichen Wunsch umsetzen und in den vollen Spendesaal gehen und ein paar Worte an die Anwesenden richten:
„Liebe Spender, ich war heute Morgen schon da, um den Mädels hier mal zu sagen wie wichtig ihre Arbeit ist. Ich bin Stephan und ich bin einer von ganz vielen Menschen die nur Leben können, weil ihr hier seid!“
Meine Dankesworte wurde mit einem lauten Beifall (Hand auf Oberschenkel, sonst hätte es wohl einige Nadeln aus den Armen gerissen) quittiert – ein schönes Gefühl, wenn die Anwesenheit Wirkung zeigt.
Wer mehr von den Lebensrettern an der Förde erfahren will, kann dies auf der Facebook-Seite des Centers tun, im Blog von CSL Plasma stöbern oder ganz einfach mal vor Ort vorbeischauen. Noch mehr über Helden des Alltags erfahrt ihr bald in unserer Rubrik Alltagshelden.