Immunglobuline
Die kleinen Retter in der Not
Was sind Immunglobuline ?
Unsere kleinen Helfer gegen Keime, Pilze, Parasiten, Bakterien, Viren und was uns sonst noch alles so besiedeln und überfallen kann: die Immunglobuline (viele kennen sie einfach als Antikörper). Sie sind ein ganz wichtiger Bestandteil unserer körpereigenen Abwehr. Die aus Proteinen (also Eiweißen) bestehenden Helferchen tragen also entscheidend dazu bei, dass wir gesund bleiben.
Wie funktionieren die ?
Wenn ein Fremdkörper, man sagt auch Antigen, in den Körper eingedrungen ist – das passiert über die Atemwege, auf den Schleimhäuten oder durch Verletzungen und Wunden – dann heften sich die Antikörper an den Eindringling fest. So machen die Immunglobuline dem restlichen Immunsystem klar: Hier ist ein Feind! Durch diese Funktion werden Infektionen abgeschwächt oder sogar verhindert. Ebenfalls können unsere kleinen Freunde regulierend auf Antikörper wirken, welche sich gegen das eigene Immunsystem gerichtet haben (wie es bei Autoimmunkrankheiten der Fall ist). Durch das immunologische Gedächtnis können die Antikörper den gleichen Feind bei einem erneuten Angriff noch viel schneller identifizieren.
“Die Immunglobuline selbst können das entsprechende Ziel nicht zerstören, sie haben vielmehr die Aufgabe, die Ziele zu markieren und für weitere Abwehrsysteme besser angreifbar zu machen.”
Immunglobuline werden von aktivierten B-Zellen produziert und haben unterschiedliche Funktionen!
Das Schlüssel – Schloss Prinzip
Die Oberfläche eines Antigens ist mit einer Menge Schlössern (Andockstellen) versehen. Wenn nun ein Antikörper mit passendem Schlüssel an so ein Schloss andockt, dann signalisiert unser Helfer dem restlichen Immunsystem, dass hier dringend ein Säuberungstrupp auftauchen muss.
Das Ig-Alphabet
IgA
Das Immunglobulin A ist unser Spezialist in Sachen Abwehr auf den Schleimhäuten. Es sitzt bevorzugt in Nase, Rachen und im Darm.
10–15% der Immunglobuline im Serum sind IgA. Es gibt IgA1 und IgA2, welche sich in ihrer Molekülmasse unterscheiden. Das sekretorische IgA (sIgA) arbeitet direkt auf unseren Schleimhäuten und in den Verdauungssekreten. IgA geht auch in die Muttermilch über und schützt so den Säugling.
IgD
Über das Immunglobulin D weiß man noch gar nicht so viel.
Es fungiert bei ruhenden B-Lymphozyten als Rezeptor für Antigene. IgD bindet und aktiviert Basophile und Mastzellen und wird produziert, wenn die B-Zelle das Knochenmark verlässt. Frei im Serum baut es sich sehr schnell wieder ab und macht nur 0,2% des Gesamtimmunglobulins aus.
IgE
Diese Antikörper sind die einzigen die vorwiegend Zellgebunden sind und sich gerne an Mastzellen und basophille Granulozyten heften. Dort können sie auch über Jahre verbleiben.
Ihre primäre Aufgabe ist der Schutz vor Endoparasiten. Bindet IgE ein Allergen, dann veranlasst es die Mastzelle Stoffe auszuschütten, die eine Allergie auslösen (z.B Histamin). Das IgE macht zwar auch weniger als 1% des Gesamtimmunglobulins aus (sogar nur 0,1%), ist aber essenziell wichtig in der Beurteilung von atopischen Erkrankungen wie Asthma und Neurodermitis.
IgM
Der Sprinter unter den Immunglobulinen ist das Immunglobulin M.
Als sogenannter Frühantikörper identifiziert es schnell Antigene und kann ebenso das Komplementsystem aktivieren. Sie machen etwa 5–10% aller Immunglobuline aus. Sie befinden sich im Blut und in der Lymphe.
IgG
Gut dreiviertel der Gesamtimmunglobuline im Serum sind IgG. Als einziger Antikörper gelangt es durch die Plazenta in den Fötus und sorgt so für einen Schutz des Kindes, der bis zu drei Monate nach der Geburt anhält. IgG ist vor allem für die Abwehr von Viren und Bakterien zuständig. Es wird bei Erstinfektion nach ca. 3 Wochen gebildet, kann aber bei erneutem Antigenkontakt sehr schnell reagieren und eine Zweitinfektion sogar vermeiden.
Das IgG wird in vier Subklassen eingeteilt
Wärend IgG1 und IgG3 für die Abwehr von T- Zell abhängigen Antigenen wie Viren und bakteriellen Toxinen zuständig sind, reagiert das IgG2 auf T-Zell unabhängige Antigene wie Pneumokokken oder bei Influenza.
Das IgG4 spielt vorallem bei allergischen Prozessen eine Rolle.
IgG1 60–75% des Gesamt IgG sind IgG1
IgG2 15–25% des Gesamt IgG sind IgG2
IgG3 3- 6% des Gesamt IgG sind IgG3.
IgG4 2- 6% des Gesamt IgG sind IgG4.
Es gibt viele Erkrankungen die mit den Immunglobulinen zusammenhängen. Das können angeborene Immundefekte sein wie der selektive IgA Mangel oder das Hyper IgE Syndrom, Allergien und Ekzeme aber auch Autoimmunkrankheiten und neurodegenerative Prozesse werden von Immunglobulinen beeinflusst. Immunglobuline werden schon lange in Impfstoffen und zur Substitution von IgG-Mangelsyndromen verwendet. Derzeit gibt es immer mehr Indikationen für eine Behandlung mit Immunglobulinen.
Im nächsten Teil beschäftige ich mich mit Immunglobulinen als Medikament. Von der Gewinnung über die Präparaten bis hin zur Verabreichung zeige ich, was es mit den Globulinen als Ersatztherapie auf sich hat.