Liebe Community,
seit meinem 13ten Lebensjahr habe ich mit einem der nervigsten Dinge zu kämpfen, die einem der eigene Körper antun kann: Reflux oder einfacher gesagt Sodbrennen. Okay ich gebe zu, bei meinem bisherigen Leben ist es kein Wunder, dass es mir »ständig hoch kommt« – doch das ist ja ein anderes Thema. Ich habe eine chronische Gastritis, also eine, sagen wir mal, dauerhafte Entzündung der Magenschleimhaut… und ja, auch das ein oder andere Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür wurde bei mir in der Vergangenheit schon ausfindig gemacht.
Ich bin also was den oberen Verdauungstrakt betrifft nicht so ganz vom Glück gesegnet. Deshalb nehme ich nun auch schon 16 Jahre lang einen Protonenpumpenhemmer; den sogenannten »Magenschutz«. Gängige Handelsnamen sind da zum Beispiel Omeprazol oder Nexium, welche niedriger dosiert auch freiverkäuflich in Apotheken zu erwerben sind. Ich bekomme meinen Magenschutz allerdings auf Rezept, weil die höher dosierten Präparate verschreibungspflichtig sind.
Sodbrennen kennt ja nun wirklich jeder und wenn es nur ab und an mal vorkommt, dann ist es auch absolut nicht schlimm. Tritt Sodbrennen über einen längeren Zeitraum aber häufiger als zweimal die Woche auf, dann spricht man vom sogenannten Reflux. Wie genau der Reflux entsteht, welche Ursachen es gibt und was passiert, wenn man langanhaltendes Sodbrennen ignoriert erfahrt ihr im heutigen Beitrag. Nützliche Tipps habe ich auch mitgebracht… und natürlich jede Menge persönliche Erfahrungen.
Sodbrennen-Reflux
Alles fängt mit Sodbrennen an. Wie oben schon geschrieben spricht man von der gastroösophagealen Refluxkrankheit, wenn man dauerhaft oder regelmäßig an saurem Aufstoßen oder Sodbrennen leidet. Verursacht wird das unangenehme »hochkommen« des Mageninhalts durch eine Funktionsstörung des Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen. Die Mischung aus Speisebrei, Magensäure und Gallenflüssigkeit reizt die Speiseröhre, da diese im Gegensatz zum Magen keine vor Säure schützende Schleimhautschicht hat. Diese »Verätzungen« führen dann zu Entzündungen, welche mit der Zeit chronisch werden können – dann spricht man von der Refluxösophagitis, also der durch Reflux (latenisch »Rückfluss«) verursachten Speiseröhrenentzündung.
Refluxösophagitis
Anfangs hat man nur dieses nervige Sodbrennen und ab und an mal ein starkes brennen hinter der Brust. Später hast du irgendwann schon den ganzen Hals von innen entzündet, hast Reizhusten oder kannst nicht mehr flach liegen, weil dir sonst alles wieder hoch kommt. Phasenweise ist man dann richtig heiser oder kann nicht mehr richtig schlucken. Wenn man nachts aufwacht, weil einem der Mageninhalt in die Lunge gelaufen ist und man fast erstickt, dann ist der Reflux an einem kaum mehr erträglichen Punkt angelangt.
Man verliert ja auch den Hunger und die Lust am Essen, wenn man nach den Mahlzeiten noch schlimmere Beschwerden hat. Sind durch den Reflux und die Entzündungen auch die oberen Atemwege gereizt, dann kann dir der daraus resultierende Reizhusten Nacht für Nacht den Schlaf rauben. Man muss immer aufpassen, dass man erhöht liegt und was und wann man isst oder trinkt. Vieles kann man dann überhaupt nicht mehr zu sich nehmen.
Stadien
Die chronische Speiseröhrenentzündung wird in unterschiedliche Stadien eingeteilt. In einer Gastroskopie schaut man sich den Zustand der Speiseröhre von innen an und der festgestellte Grad der Gewebeschädigung bestimmt dann das jeweilige Krankheitsstadium.
0: Bei Grad 0 sind keine Veränderungen am Gewebe zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt leidet man zwar an der Symptomatik des Reflux jedoch ist dadurch noch keine ernsthafte Entzündung der Speiseröhre erfolgt.
Ia / Ib: Bei Grad Ia zeigen sich fleckenförmige Erosionen, also kleine frische Wunden in der Speiseröhre. Bei Grad Ib sind diese Erosionen bereits mit einer Fibrinschicht bedeckt. Diese Fibrinschicht besteht aus Gerinnungsfaktoren; damit versucht der Körper die Wunden zu schließen.
IIa / IIb: Ab Grad II war die Entzündung schon etwas stärker und die Verletzungen zeigen sich Streifenförmig und wie im Stadium eins jeweils IIa ohne Belag und IIb mit Belag.
III: In Stadium III haben sich die Entzündungen spindelförmig ausgebreitet. Das innere der Speiseröhre ist netzartig zu einer großen Wunde geworden.
IV: Im letzten Stadium sind dann auch die schlimmsten Folgeerscheinungen beschrieben. Wucherungen können die Speiseröhre einengen und die Zellen beginnen sich zu verändern. Letzten Endes kann dieses Stadium in eine bösartige Erkrankung ausarten.
Angeboren, mechanisch & eigenes Verhalten
Was sind die Gründe für Sodbrennen, Reflux oder die Ösophagitis? Sind wir immer durch eine ungesunde Lebensführung selbst daran schuld?
Es gibt unterschiedliche Gründe die einen Reflux begünstigen können. Angeborene Stenosen (Engstellen) oder im Laufe des Lebens erworbene Zwerchfellbrüche können für einen Rückfluss des Mageninhaltes sorgen, aber auch autoimmune Prozesse setzen chronische Entzündungen in Gang. Probleme mit dem Fettstoffwechsel oder der Gallenblase lassen den Magen beispielsweise übersäuern. Unverträglichkeiten und Allergien sorgen im Magen für Entzündungen, worauf wieder mehr Magensaft produziert wird und es uns förmlich wieder hoch kommt.
Für allergische, autoimmune oder schlichtweg mechanische Gründe kann daher absolut niemand etwas. Man muss dann schauen, wie weit zumindest die Magensäure gehemmt werden kann. Ein mechanisches Problem lässt sich jedoch durch kein Medikament im eigentlichen Sinne beheben.
Es gibt allerdings auch viele Lebensgewohnheiten, die einen Reflux und dessen Folgen auslösen können. Die Anatomie der Speiseröhre sorgt eigentlich dafür, dass der Mageninhalt bleibt wo er hingehört… doch kann der schützende Schließmechanismus durch verschiedene Substanzen und Gewohnheiten an Funktion verlieren. Wer regelmäßig zu viel isst, läuft Gefahr seine Schließmechanik schlichtweg auszuleiern. Zu enge Hosen lassen auch das Essen in die falsche Richtung wandern, da dadurch ein zu hoher Druck im Bauchraum entsteht. Beim Übergewicht wiederum drückt das innere Fett auf die Organe, wodurch auch ein erhöhter Druck auf den Magen entstehen kann. Alkohol und Nikotin lähmen die Schluckmechanik ebenso wie bestimmte Herz- und Blutdruckmedikamente.
Wenn auch meistens wirklich eine ungesunde Lebensführung zu dauerhaftem Sodbrennen führt, so sind die Gründe für einen Reflux doch sehr vielfältig. Deshalb ist eine gute Diagnostik bei langanhaltenden Beschwerden unumgänglich.
Tipps, Tricks und Therapien
Was macht man nun bei Sodbrennen am Besten? Also normalerweise wird bei Reflux und Speiseröhrenentzündung ein sogenannter Protonenpumpenhemmer verordnet der entweder eine Gewisse Zeit oder dauerhaft eingenommen werden muss. Diese Medikamente bewirken einfach, dass weniger Salzsäure von der Magenschleimhaut produziert wird, wodurch man dann weniger hat das aufstoßen kann – dadurch wird ein erneutes entzünden verhindert. Bei mechanischen Gründen bleibt aber manchmal nur eine sogenannte Fundoplikatio, bei der man die Speiseröhre operativ verengt. Brüche im Zwerchfell werden behoben, was oft in Kombination mit einer Fundoplikatio durchgeführt wird. Doch was können wir selbst tun und was hilft wenn Medikamente keine Besserung mehr bringen?
Wir alle wissen, dass scharfes, fettiges und säurehaltiges Essen zu Sodbrennen führen kann. Auch Softdrinks mit viel Zucker und Aromen sorgen schnell für zu viel Säure im Magen. Kohlensäure lässt uns ohnehin aufstoßen und Kaffee greift nun mal mit seinen Bitterstoffen den Magen an. Alkohol ist genauso schädlich wie Rauchen und Stress schlägt auf den Magen.
Wenn man jetzt also in völliger Askese lebt, mit sich selbst und der Welt im Reinen ist und das Wort Ernährungssünde schon lange der Vergangenheit angehört; man genüsslich an seinem Tofuriegel knuspert und Gluten zum Staatsfeind erklärt hat und dennoch unter Sodbrennen leidet, dann bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten die Sache positiv zu beeinflussen. Hier also meine Tipps und Verhaltensweisen gegen Sodbrennen wenn sonst nichts mehr geht
- Erhöht liegen ist ja fast schon naheliegend. Ich selbst habe eine Lattenrost mit verstellbarem Kopfteil. Flach liegen hinlegen erleichtert nur den Rückfluss und macht die Symptomtik eher schlimmer.
- Lauwarmes Wasser trinken. Es macht Sinn die Säure im Magen zu verdünnen – nur muss man dabei auf eine Sache achten, und zwar auf die Temperatur. Trinken wir zu warmes Wasser muss der Magen seinen Inhalt runterkühlen und Hitze ist bei Entzündungen und gereiztem Gewebe eh nicht so angenehm. Kaltes Wasser muss der Magen erst auf richtige Temperatur bringen und dadurch steigt dann wieder die Säureproduktion.
- Kleine Portionen essen und zwar regelmäßig. Damit der Magen nicht leer bleibt aber auch nicht zu voll ist, denn beides gibt der Säure freie Bahn.
- Zwar sagen viele, dass ein Schluck Milch oder Kakao helfen kann, jedoch schleimen diese beiden Getränke auch sehr und können im Magen aufschäumen. Deshalb finde ich diesen Tipp nur bedingt nützlich. Es hilft meistens erst ein wenig, doch macht es zumindest bei mir im Nachhinein mehr Probleme. Toasbroat, Salzstangen ohne Salz oder trockener Reis (also nicht matschig gekocht) eignen sich gut um die Magensäure aufzusaugen und damit zu binden.
- Antazide: Antazide sind freiverkäufliche Medikamente zur schnellen Linderung von Sodbrennen. Sie neutralisieren die Säure im Magen und verhindern dadurch das brennen. Gängige Handelsnamen sind hier z.B. Talcid oder Riopan.
Viel kann man leider wirklich nicht machen und ich möchte hier jeden Betroffenen der noch nicht beim Arzt war warnen: Dauerhaftes Sodbrennen ist eine ernstzunehmende Sache und sollte ohne Zustimmung bzw. Begutachtung eines Arztes nicht mit irgendwelchen Präparaten einfach so behandelt werden. Wer dauerhafte Schäden und Folgeerkrankungen verhindern will sollte deshalb bei anhaltender Problematik bei einem richtigen Mediziner vorstellig werden.
Wie schauts bei euch? Habt ihr persönliche Geheimtipps gegen Sodbrennen?
Euer Stephan