Liebe Community,
heute früh ging meine Reise auf der Suche nach Antworten auf meine Müdigkeits- und Erschöpfungfrage in die nächste Etappe: Mein Endokrinologe wird zum Kriminologen und betreibt Ursachenforschung. Nach dem eher ernüchternden Termin in der Uniklinik stand heute der Termin bei meinem Hormonspezialisten an. Normalerweise bin ich dort alle 3 Monate zum Ultraschall der Schilddrüse und zur Kontrolle der Schilddrüsenhormone, doch ich hatte einfach zu viele andere Baustellen um wirklich regelmäßig zu kommen. Heute war ich also da und bereit einiges anzusprechen…
Hormonlose Tage
Es gibt eine Sache die ich so gar nicht mag wenn ich zum Endokrinologen muss, und zwar muss ich für die Blutkontrolle die Schilddrüsentablette weglassen. Ohne die Substitut-Hormone fährt mein Körper nicht hoch und mein Stoffwechsel liegt brach. Ich kann also weder richtig aufs Klo noch werde ich richtig wach. Wenn ich die Hormone aber erst nehme wenn ich wieder zu Hause bin, dann bin ich den ganzen Tag wie ein Eichhörnchen auf Koks (“aber ich mag den Keks!” – na, aus welchem FIm ist das Zitat 😉 ).
Also bin ich an diesen Tagen Prinz Valium mit Frostbeulen weil die andere Option für mein Umfeld nicht ertragbar und für mich viel zu anstrengend ist.
Ich war also da (und Jens auch) und eigentlich habe ich mir wirklich so gar nichts mehr erhofft. Normalerweise wird man nach der Anmeldung direkt runter ins Labor geschickt – allerdings wollten wir ja nen paar Werte mehr mit kontrollieren lassen; also wurde ich direkt hoch zum Professor geschickt und hab gewartet, bis ich dran kam.
Die Praxis
Wenn man in die Praxis kommt, dann denkt man “huch, wo bin ich denn hier gelandet?”. Es wirkt alles ein bisschen wie das Vorzimmer oder die gute Stube von Oma auf’m Land im Fachwerkhaus. Im Erdgeschoss ist die Anmeldung und die Ernährungsberatung. Im Kellergeschoss findet man das Labor und die Transfusionsliegen. Im Obergeschoss sind die Untersuchungsräume und Arztzimmer. Alles immer nur auf maximal eine Hand voll Patienten ausgelegt. Wer nur seine Werte checken lassen muss, kann sogar Samstags ins Labor.Die Praxi bietet diesen kostenlosen Service an um auch zeitlich eingeschränkten Patienten die regelmäßige Blutkontrolle zu ermöglichen.
Die Ärzte sind zwei niedergelassene Professoren mit unterschiedlichen Fachbereichen. Die beiden Internisten teilen sich die Fachgebiete Endokrinologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin sowie Sportmedizin und arbeiten zusätzlich mit einer Ernährungswissenschaftlerin zusammen. Man sollte sich also nicht immer vom ersten Eindruck täuschen lassen. Zwar sind Einrichtung und Ärzte schon nicht mehr die Jüngsten ,doch dafür liegt der Fokus wirklich auf den Patienten. Man bieten dort sogar psychologisch begleitete Kurse für Menschen mit Diabetes oder Übergewicht an. Die Mädels im Labor sind immer am Lachen, unglaublich freundlich und haben wirklich Spaß bei der Arbeit. Vielleicht liegt es daran, dass das Kellergeschoss wirklich deren ganz eigenes Hoheitsgebiet ist. Blutabnehmen ist bei dieser Atmosphäre fast schon was schönes.
Ultraschall und Gespräch
Der Professor macht eine Sache ganz anders als die meisten Ärzte: Er trennt Untersuchungen und Patientengespräche ganz klar voneinander ab. Während des Ultraschalls sagt er kaum ein Wort (und wenn dann eher im Rahmen von auflockerndem SmallTalk) und erst wenn er fertig ist wird man ein Zimmer weiter zum Gespräch gebeten.
Wir haben wirklich alles angesprochen und die Situation geschildert… auch wenn er bestimmt nicht alles verstanden hat, so hat er mir zugehört und mich ernst genommen. Ein Thema haben wir etwas ausführlicher diskutiert und zwar eben genau den bei mir festgestellten Mangel an 25-OH-Vitamin-D3. Es ist sowohl Jens wie auch mir an sich schon total unangenehm solche medizinischen Hype-Themen anzusprechen, allerdings bekommen viele Immundefekt -Patienten Vitamin D substituiert und da haben wir mal nachgehakt.
Mein Endokrinologe hat folgendes gesagt: “Sie wissen ja gar nicht wie viele hysterische Frauen um die 40 auf einmal an einem Vitamin-D-Mangel leiden«. Wir leben in Deutschland und hier hat ab Herbst quasi jeder irgendwann ‘nen leichten Mangel. Er verschreibt auch grundsätzlich nicht gerne die hoch dosierten Präparate mit 20.000 IE, da er ganz schlechte Erfahrungen bei seinen Patienten gemacht hat. Im Haus ist auch ein Nephrologe (Nierenspezialist) und so wurde auffällig, dass erstaunlich viele Patienten Nierensteine bekommen, wenn Vitamin D so hoch dosiert eingenommen wird. Er findet diese Trends ganz furchtbar und sagt, wenn muss man die passenden Sachen regelmäßig aber niedriger dosiert einnehmen. Anderes wie z.B. Vitamin B12 würde er nur als Infusion oder Injektion verordnen weil es als Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform eben wie die meisten Präpatrate dieser Art nicht ausreichend wirkt.
Der Professor hat jetzt Blutuntersuchungen veranlasst weil er gerne selbst einen aktuellen Laborbefund hätte. Er wird sich die Blutbildung anschauen und gezielt nach Mängeln suchen. Jetzt bin ich einfach nur erleichtert, dass ich ernst genommen wurde und gespannt was am Ende dabei rum kommt.
Ich bin zwar echt zufrieden nach diesem Termin, allerdings habe ich gemerkt, wie unsicher und selbstzweifelnd ich mittlerweile an Arztgespräche ran gehe. Da muss ich dringend dran arbeiten. So weit so gut.
Euer Stephan